Die Planung von Bootstouren auf der Ostsee ist immer so eine Sache. Windstärke und Windrichtung machen einem kurzfristig sehr oft einen Strich durch die Rechnung und im Vorfeld ist nie so recht klar, ob man nun schon sein Tackle rüsten kann oder nicht. Erst recht kompliziert wird ein solches Vorhaben wenn man mit dem Bellyboot auf Dorsch gehen möchte. Hier müssen natürlich alle Faktoren auf ein Optimum zusammenwirken:
Es sollte konstant wenig bis kein Wind vorherrschen, die Windrichtung darf keinesfalls ablandig sein, die Zielfische, bzw. die Dorsche sollten möglichst Ufernah stehen und leicht zu lokalisieren sein und das Wasser sollte zudem auch nicht gerade eiskalt sein.
Sicherheit geht vor!
Hier möchte ich an die eigene Vernunft appelieren: Alleine oder ohne Schwimmweste loszuziehen ist ebenso fahrlässig wie die Tatsache sich beim Angeln vom Bellyboot zu weit vom Ufer zu entfernen.
Allerdings muss ich mir hier auch an die eigene Nase fassen: Getrieben von dem Eifer die Dorsche im Tieferen zu finden, fuhren wir einmal fast 2 km weit bis auf die 15m Linie hinaus. Obwohl es kaum windig war und die Bedingungen optimal schienen, wurden wir draußen von einer unscheinbaren, seitlichen Strömung erfasst. Als wir feststellten, dass wir uns bei größter Anstrengung gerade mal auf der Stelle halten konnten, uns jedoch kein Meter zurück bewegten, kam ein recht hilfloses Gefühl in mir auf. Idealerweise waren Tonnen und Netzfahnen in Sichtweite und wir befanden uns an einem Sonntag auf einem hoch frequentierten Ostseegebiet, sodass einige Boote um uns herum fuhren. Zwei hilfsbereite Kollegen nahmen uns wieder mit zurück. Vielen Dank an dieser Stelle nochmals für´s Abschleppen!
Also noch mal gut gegangen. Aber aus diesem Vorfall haben wir gelernt: Beim Angeln vom Bellyboot auf Dorsch sollte man es nicht übertreiben.
Die Gefahr besteht insbesondere darin, dass man die Strömungen vom Strand aus nicht erkennt. Selbst wenn man auf der freien See ist, hat man meist keine optischen Anhaltspunkte, um die eigene Positionsversetzung durch den Strom umgehend zu registrieren.
Nun aber zum angenehmen Teil. Es gibt kaum etwas Schöneres als luftgepolstert auf glasklarem, Wasser zu sitzen und an leichtem Gerät einen rostbraunen Tangdorsch unter den Füßen hervorzuzaubern.
Die Suche nach dem ersten Dorsch zieht sich meist immer etwas hin, aber schon der erste Biss generiert Vorfreude und macht die Anstrengung durch das viele Umherpaddeln wieder wett. Meist folgen nun gleich mehrere Fische. Um die Orientierung auf der offenen Wasserwüste zu behalten, setze ich gerne eine Markerboje, wenn ein Schwarm gefunden ist.
Köderauswahl
Zum Einsatz beim Angeln vom Bellyboot auf Dorsch kommen Gummifische, Twister, Gummikrebse und Noaction-Shads in ergonomischen, kleinen Größen zwischen 7 und 12cm Länge. In Abhängigkeit zur Wassertiefe variieren die Bleigewichte zwischen 20g und 50g. Das interessante an den Gummiködern finde ich, dass man mit ihnen das gesamte Beutespektrum der Großmäuler imitieren kann: Sprotten, Sandaale, Krebse, Seeringelwürmer, Garnelen und so weiter.
Kleine Pilker gehen natürlich auch, lassen sich aber aus der sitzenden Postion nicht so angenehm führen, zumal man hier aus Gründen der Handlichkeit vorzugsweise nur kurze, leichte Ruten um 2m Länge verwendet.
Neben einer handlichen Ruten-Rollen-Kombo ist bei dieser leichten Art des Dorschangelns auch eine sehr dünne, geflochtene Schnur empfehlenswert. Gerade in Tiefen über 8m sollte die Stärke einen Durchmesser von 0,13mm nicht überschreiten. Dadurch veringert man den Schnurbogen unter Wasser und ist reaktionsschneller. Zudem kann man dadurch das Bleikopf-Gewicht reduzieren.
Wenn die Dorsche nicht so dicht stehen und verhaltener beißen, werden dadurch die zaghafte Bisse im tiefen Wasser viel direkter wahrgenommen. Die Klassikerfarben orange und braun gehen irgendwie immer, aber auch fluogelb, schwarz und grünglitter finden ihre Abnehmer. Die Köderführung kann variantenreich gestaltet werden. Je nach Aktivität der Fische: Jiggen, Faulenzen, Vertikalen oder einfach über den Sandgrund Schleifen.
Besonders gute Beißphasen hat man in den Morgen – und Abendstunden, sowie beim Auftreten einer großen Schwarmdichte. Trifft die Fressaktivität der Abendstunden auf ausgeprägten Fressneid unter den dicht an dicht stehenden Dorschen in einem großen Schwarm, kann man ein wahres Inferno erleben. Glücklich ist nun derjenige, der ordentlich Gummifischreserven dabei hat.
Um nochmal auf die Planung zurückzukommen: Die besten Jahreszeiten für das ufernahe Angeln vom Bellyboot auf Dorsch sind April und Mai sowie Oktober und November. Inzwischen bin ich allerdings von einer langfristigen Planung abgekommen und werde mein Glück weiterhin lieber spontan aber mit einer guten Portion Vernunft versuchen.
